Die Leegebrucher Tafelrunde
Ortsgeschichte im Vorübergehen
Seit mehr als zehn Jahren weisen im Ortsbereich Text- und Bildtafeln auf Originalschauplätze der Leegebrucher Geschichte hin. Initiator war der Geschichtsverein, der bei der Ausführung tatkräftig unterstützt wurde von Gemeindeverwaltung, Gemeindevertretung und vielen Sponsoren. Für Interessierte werden seit Ende 2003 Führungen organisiert. Außerdem liegt ein Faltblatt vor mit Ortsplan, Wegweiser zu den 14 Tafelstandorten und dazugehörigen Beschreibungen. Alteingesessene, Neubürger und vor allem auch Besucher können auf diese Weise einen Spaziergang machen, der praktisch im Vorübergehen Ortsgeschichte vermittelt.
Der Begriff „Tafelrunde“ ist ein Wortspiel. Es handelt sich nicht um eine Tischgemeinschaft wie bei König Artus, beim Tabakkollegium des Soldatenkönigs oder im Goethe’schen Weimar, sondern um eine Wegstrecke mit Tafeln, die die interessantesten Stellen des Ortes miteinander verbindet.
Auslöser war ein Antrag des Kulturvereins, die unter Denkmalschutz gestellte Alte Kapelle mit ein paar Worten zu würdigen. Daraus entstand in der Geschichtsgruppe die Idee, auch weitere Sehenswürdigkeiten des Ortes den Bewohnern näher zu bringen. Anzumerken ist, dass bis dahin kaum historische Forschungen über Leegebruch existierten. Der Ort war im wesentlichen ein Kind der NS-Zeit und als solches einer Betrachtung nicht würdig – so die Auffassung zu DDR-Zeiten. Entsprechend war der Kenntnisstand der Bewohner.
Bei der Gestaltung der Informationstafeln standen solides Aussehen und Wertbeständigkeit an erster Stelle. Der Rahmen aus Edelstahl wurde von einem ortsansässigen Metallgestalter gefertigt, die Metalltafel mit Text und Abbildungen in einer Gravurwerkstatt im benachbarten Oranienburg. Mitglieder der Geschichtsgruppe – Vorläufer des 2005 gegründeten Geschichtsvereins – verfassten die Texte nach umfangreichen Recherchen.
Nach der Einweihung der ersten Tafel an der Alten Kapelle am 27. November 2003 schaltete sich die Gemeindevertretung ein, da weitere Exemplare geplant waren. Finanziert wurden die Tafeln von Spendern. Die Geschichtsgruppe hatte den Anfang gemacht, die Gemeinde gab einen Sockelbetrag dazu und half maßgeblich auch bei der Finanzierung des Faltblattes. In den ersten Jahren der „Leegebrucher Tafelrunde“ kam es zu Beschädigungen, Schmierereien und Diebstählen. Nur die Tafel am Mahnmal für die umgekommenen KZ-Zwangsarbeiter des Heinkel-Flugzeugwerkes blieb davon verschont. Nicht zuletzt wegen des Renommes, das sich der Geschichtsverein mit seiner Öffentlichkeitsarbeit erworben hat, gehören zerstörerische Übergriffe inzwischen der Vergangenheit an. Die Tafeln sind heute fester Bestandteil des Ortsbildes und für Besucher stets ein willkommener Anlass, sich über die recht ungewöhnliche Geschichte Leegebruchs zu informieren.
Gisbert Augsten
Zur „Leegebrucher Tafelrunde“ stellt der Geschichtsverein ein Faltblatt kostenlos zur Verfügung. Auf diesem sind alle Standorte und die entsprechenden Hintergründe aufgeführt. Der enthaltene Ortsplan hilft, die Tafelrunde bei einem kleinen Ortsspaziergang zu erkunden. Zur Bestellmöglichkeit des Faltblattes…