Friedrich der Große und seine Spuren in unserer Region
Interessanter Vortrag des Geschichtsvereins lädt ein zu Neuentdeckungen im Friedrich-Jahr
Viel wird in diesem Friedrich300-Jahr gesprochen und geschrieben über den Preußenkönig, der schon zu Lebzeiten polarisiert hat, geliebt oder gehasst wurde. Der hart gegenüber sich selbst wie auch gegenüber seinen Untertanen auftrat. Zu einem Vortrag über ihn und die Spuren, die er in unserer Region hinterlassen hat, hatte kürzlich der Geschichtsverein eingeladen. Trotz eines Fußball-Länderspiels fanden sich zahlreiche Gäste ein, um den mit Bildern und Karten unterlegten Ausführungen zu lauschen.
Die so vielschichtige Persönlichkeit Friedrichs II., dessen überstrenge Erziehung sich mit Sicherheit auf sein späteres Denken und Handeln als König ausgewirkt hat, wurde aufgezeigt. In einem Brief hatte der eher musisch, literarisch und philosophisch interessierte junge Mann geschrieben: „… unsere Geburt hat uns zu unserem Beruf bestimmt, wir müssen wohl oder übel das Amt verrichten, zu dem wir verdammt sind.“
Einige Facetten dieses in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Königs, der sich selbst als ersten Diener seines Staats bezeichnete, konnten näher beleuchtet werden, wie etwa seine Haltung zur Toleranz im Allgemeinen und zu den unterschiedlichen Religionen im Besonderen. Auch die Hintergründe für die schon von Zeitgenossen so unerwarteten ersten beiden Kriege um Schlesien wurden thematisiert; nach deren Ende 1745 bekam Friedrich II. ja angeblich vom Volk seinen Beinamen „der Große“. In der nachfolgenden Friedenszeit bis 1756 traf er umfangreiche Maßnahmen zur Siedlungs- und Wirtschaftspolitik. Leider gibt es da in Leegebruch selbst keine Spuren. Aber vielleicht hat der König auf seinem Weg vom Berliner Stadtschloss nach Oranienburg auf der Poststraße Berlin-Stettin wenigstens mal nach links geschaut auf das kurz zuvor entwässerte und erst viel später besiedelte „leege bruuch“ jenseits der Muhre.
Jedoch lässt sich am Beispiel der königlichen Gründung von etlichen Spinnerdörfern wie dem nicht weit entfernten Sachsenhausen die Entwicklung in unserer Region gut ablesen. Nach Rodung eines Waldstückes ließ Friedrich II. hier 25 Doppelhäuser für 50 Spinnerfamilien anlegen, die zum Zwecke der Bevölkerungsvermehrung vorwiegend aus Sachsen, das damals Ausland war, kamen. Daher auch der Name Sachsenhausen.
Die Gründungsurkunde von 1753 mit eigenhändigem Namenszug des Königs ist ebenso erhalten wie die dazugehörige Erbverschreibung. Das hochinteressante zehnseitige Dokument und seine Übertragung in heutige Schrift steht denn auch im Mittelpunkt einer vielfältigen und ganz besonderen Ausstellung der Stadt Oranienburg im Rahmen des vom Kulturland Brandenburg ausgerufenen Friedrich300-Jahres. Unter dem Titel „Friedrich II.–Gründer des Spinnerdorfes Sachsenhausen“ wurde sie vom 19. März bis 17. Juni in Sachsenhausen gezeigt und mit zusätzlichen Aktivitäten lebendig gestaltet. Im Anschluss ist die Ausstellung im Schloss Oranienburg zu besichtigen.
Ulrike Unger
Geschichtsverein
Bild: „Gründungsurkunde Sachsenhausens © Stadt Oranienburg
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