HistoryKids tauchen ab ins Schlossgewölbe
Führung durch das Depot des Kreismuseums Oberhavel
Die Ausstellungsräume des Kreismuseums sind geöffnet für alle Besucher, doch das Depot im Gewölbe des Schlosses Oranienburg ist fest verschlossen – es sei denn, die Leegebrucher HistoryKids stehen vor der Tür. Mit Museumsleiterin Manuela Vehma stiegen sie hinab und staunten nicht schlecht. Nur fünf Prozent aller Sammlungsstücke werden öffentlich gezeigt und alle übrigen warten hier unten als Deponate auf ihren großen Auftritt in einer Ausstellung, so die Museumschefin. Aha, daher der Name Depot.
Rund 10.000 Bücher stehen in Regalreihen, daneben gibt es teils riesige Gemälde, Waffen, Porzellan, Fahnen und unzählige weitere Alltagsgegenstände zu sehen. Jedes Stück ist mit Beschreibung, Alter und Lagerplatz im Inventarbuch und auf Karteikarten eingetragen. Einige sahen sich die Kinder an. „Ist aber in Sütterlin geschrieben, das könnt Ihr sicher nicht lesen“, meinte Frau Vehma. Fast einstimmig kam Protest: „Doch, das haben wir schon geübt.“ Im Lesen war die schmunzelnde Fachfrau dann allerdings schneller. Ehe sie später ein Kästchen öffnete, um den Inhalt zu zeigen, fragte sie nach einem bedeutenden Betrieb in Leegebruch, den es heute nicht mehr gibt. Dass es sich um die Messerschmiede handelte, wussten die HistoryKids natürlich und bekamen zwei ausgefallene kleine Taschenmesser zu sehen. Die waren typisch für Leegebruch und daran soll man sich auch noch in Zukunft erinnern können.
Wie kommen die Sachen eigentlich ins Museum? Manches wird gefunden, anderes bringen meist ältere Menschen vorbei, damit es für die Nachwelt aufgehoben wird. So schenkte eine Dame dem Kreismuseum ihr altes Kinderkleidchen. Da es nach dem Krieg kaum Stoff gab, hatte die einfallsreiche Mutter eine große Fahne genommen, das aufgenähte Hakenkreuz abgetrennt, ein Kleid für die Tochter daraus geschneidert und mit weißen Blümchen bestickt. Nur bei genauem Hinsehen ist die etwas dunklere Nahtstelle auf dem Stoff noch erkennbar. Solch kleine Geschichten gab es noch zu manch anderem Teil zu hören.
Einen starken Eindruck auf die Besucher machten die vielen Bücher mit ihren sichtbaren Altersspuren. Von Gesetzessammlungen bis zu Spielzeugkatalogen war alles vertreten, auch dicke Bände aus vergangenen Jahrhunderten. Die durften dann nur mit Handschuhen angefasst werden, wie es für die Arbeit in einem Archiv mit kostbaren Druckwerken selbstverständlich ist, ebenso wie schützende Kittel. All dies lag für die kleinen Nachwuchshistoriker bereit, die einen spannenden Nachmittag lang in eine andere Welt eintauchen durften. Auch die mitgekommenen Eltern nahmen eine Menge neuer Erkenntnisse mit. Im Namen der HistoryKids dankten die Leegebrucher Projektleiterinnen Babett Wiechmann und Ulrike Unger der Museumschefin mit einem Blumenstrauß für den gewährten Blick in ihr Reich.
Ulrike Unger
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