Städtepartnerschaft Lengerich–Leegebruch: Wie es begann
„Lengerich – Stadt mit Weitblick“ so lautet der anspruchsvoll klingende Werbetitel der Stadt. Dahinter verbirgt sich auch das Bemühen der Stadt, seinen Einwohnern Freundschaften und Partnerschaften zu anderen Städten und damit zu anderen Menschen und anderen Kulturen näher zu bringen. Bis Anfang der 1990er Jahre hatte Lengerich keine Städtepartnerschaften. Es gab bis dahin lediglich Verbindungen zwischen Schulen in Lengerich und solchen z. B. in England und Frankreich.
Nach dem Fall der Mauer gab es, wie in vielen anderen westdeutschen Städten auch, im Rat der Stadt Lengerich erste Überlegungen, wie einer Kommune in Ostdeutschland beim Aufbau von Verwaltung und Infrastruktur geholfen werden könnte. Die Bereitschaft, eine Verbindung eingehen zu wollen, wurde dem Kreis Steinfurt gemeldet. Hier wurden die eingehenden Interessensbekundungen gebündelt.
Schon wenig später kam eine Anfrage von einer kleinen Gemeinde aus Brandenburg, nördlich von Berlin. Es handelte sich um Leegebruch, einer Wohnsiedlung im Kreis Oranienburg mit ca. 4.200 Einwohnern.
Mit Schreiben vom 24.10.1990 an den Bürgermeister der Stadt Lengerich, Volker Rust, stellte Frau Karin Hentschke aus Leegebruch ihre Gemeinde vor und brachte zum Ausdruck, dass Leegebruch gern eine Partnerschaft mit Lengerich eingehen würde.
Anfang Januar 1991 fuhr daraufhin eine Delegation aus Lengerich (Bürgermeister Rust, stv. Bürgermeister Prigge, Stadtdirektor Denter und Hauptamtsleiter Blom) nach Leegebruch, um erste persönliche Kontakte zu knüpfen. Dies war der Beginn einer nun schon über 20 Jahre dauernden erfolgreichen Städteverbindung.
Vier Wochen nach der ersten Kontaktaufnahme kamen Vertreter der Gemeinde Leegebruch (Bürgermeister Eckert, Hauptamtsleiter Bennewitz und die Fraktionssprecher Zapp und Kielmeier) nach Lengerich, um die Möglichkeiten einer Hilfe beim Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung in Leegebruch zu prüfen und abzustimmen.
Wenig später machten sich mehrere Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Lengerich auf den Weg nach Leegebruch, um ihre Kenntnisse und das Fachwissen über die kommunale Selbstverwaltung an die Kolleginnen und Kollegen in Leegebruch weiterzugeben. Als Unterkunft diente eine eigens für diesen Zweck hergerichtete kleine Wohnung in der Nähe des Rathauses.
Es entwickelten sich tiefe Freundschaften, sowohl zwischen den Mitarbeitern der Verwaltungen als auch zwischen Vereinen und Institutionen wie z. B. der Feuerwehr, den Schulen, den Schützen und den Sportvereinen. Jugendliche beider Orte treffen sich alljährlich zu gemeinsamen Zeltlagern, und viele Lengericher erinnern sich noch heute gern an die Auftritte der Volkstanzgruppe Leegebruch beim 2. Brunnenfest 1992. Umgekehrt haben viele Lengericher an den verschiedensten Veranstaltungen in Leegebruch teilgenommen.
Durch Begegnungen, Gespräche und Besuche zwischen den beiden Verwaltungen sowie Familien, Privatpersonen, Schulen und Vereinen hat die Partnerschaft ein tragfähiges Fundament erhalten. Am 21.10.1995 wurde diese Partnerschaft zwischen beiden Kommunen durch den Austausch von Urkunden offiziell besiegelt.
Auch nach nun über 20-jährigem Bestehen sind die Kontakte zwar nicht mehr so häufig wie in der Anfangszeit, aber Freundschaften und Verbindungen bestehen nach wie vor.
So weilte noch im April 2011 eine Delegation aus Leegebruch, gemeinsam mit ihrem Bürgermeister Peter Müller, in Lengerich zu einem Informationsbesuch. Dabei wurden die neue Mensa im Hannah-Arendt-Gymnasium, der Gewerbepark Antrup und der Generationenpark Gempt besichtigt. Ein Gedankenaustausch in der Feuer- und Rettungswache gehörte auch zum Besuchsprogramm.
Dass die Partnerschaft von Vereinen mitgetragen wird, wurde daran deutlich, dass die Delegation aus Leegebruch auch an einer Vereinsveranstaltung am Niedermarker See teilnahm. Hier hatten die Hohne-Niedermarker Schützen zu einem Treffen eingeladen. Bürgermeister Prigge und Bürgermeister Müller durchschnitten das Band zur Einweihung der neuen, von den Schützen gefertigten, Holzbrücke. Ein wunderbares Zeichen für die gelebte Freundschaft der Menschen aus Leegebruch und Lengerich.
In der Stadtverwaltung Lengerich war ich, der Unterzeichner dieser Abhandlung, als Nachfolger von Friedel Blom viele Jahre zuständig für die Betreuung der Städtepartnerschaften. Die Zeit der Aufbauhilfe und die vielen Kontakte und Begegnungen mit den Menschen in Leegebruch werde ich nicht vergessen. Sie waren eine wesentliche Bereicherung meines Lebens. Nun, im Ruhestand, freue ich mich, dass der Heimatverein Lengerich die Kontakte zu Gleichgesinnten in Leegebruch intensivieren will. Dazu wünsche ich viel Erfolg.
Reinhard Wiethölter
Der Autor ist Mitglied im Heimatverein Lengerich und war bis Juni 2011 als Leiter des Fachdienstes Schule, Sport, Kultur bei der Stadt- verwaltung Lengerich viele Jahre für die Betreuung der Städtepartnerschaften zuständig.
Dieser Beitrag erschien im Dezember 2012 in der 16. Ausgabe des LEEGEBRUCH JOURNAL.