Tradition des Lengericher Schützenwesens über 200 Jahre alt
In der Partnerstadt Lengerich nimmt das Schützenwesen einen hohen Stellenwert ein. Das verdeutlicht allein die Anzahl der Schützenvereine. Es sind immerhin 12: Schützenverein Aldrup, Schützenverein Antrup, Bürgerschützen Lengerich 1810, Schützenverein Exterheide-Meesenburg, Schützenverein Hohne-Niedermark, Schützenverein Hohne-Ost, Schützenverein Intrup-Niederlengerich, Schützenverein Ringel, Schützenverein Schollbruch, Schützenverein Settel, Schützenverein Vortlage-Niederlengerich, Schützenverein Wechte. Bis vor wenigen Jahren gab es noch einen weiteren Verein, der Schützenverein Lengerich-Stadt von 1893 hat sich aufgelöst. Ältester Schützenverein in Lengerich sind die Bürgerschützen Lengerich 1810, die 2010 das 200-jährige Bestehen feierten.
Wie man unschwer an den Namen erkennen kann, spiegeln die Vereine das Leben in den Ortsteilen und Bauerschaften wieder. Daran zeigt sich deutlich, dass gerade dort der Zusammenhalt der Menschen noch sehr groß ist und viel Wert auf Eigenständigkeit gelegt wird. Die Folge ist, dass in Lengerich gleich zwölfmal im Jahr Schützenfest gefeiert wird. Ein Versuch, diese Feste zusammenzulegen, war bislang noch nicht von Erfolg gekrönt. Gerade in den Bauerschaften wird die Schützenfahne noch sehr, sehr hoch gehalten.
Nichts desto trotz gibt es eine übergeordnete Organisation: Den Lengericher Schützenbund. Der wurde am 5. Mai 1987 gegründet. Ein Blick in die Geschichte zeigt die Entwicklung des Schützenwesens in Lengerich. Der folgende Text ist der Festschrift entnommen, die 2012 zum 25-jährigen Bestehen erstellt worden ist:
„Wir haben ein kleines Pflänzchen gesteckt, das wir hegen und pflegen müssen, damit daraus eine knorrige Eiche entsteht, unter die sich alle Lengericher Schützenvereine stellen können“.
Diesen Ausspruch wagte Friedrich Prigge vor 25 Jahren bei der Gründung des Lengericher Schützenbundes. 13 Vereine waren damals dabei, 12 sind es heute noch. Das Pflänzchen ist gewachsen und hat sich zu einer Jungeiche entwickelt. Friedrich Prigge ist nach wie vor 1. Vorsitzender. Über 2000 Schützenschwestern und Schützenbrüder gehören den Mitgliedsvereinen an.
Entwickelt hat sich der Wunsch nach einer Dachorganisation für die Lengericher Schützenvereine im Rahmen eines großen Spektakels: Der Erstürmung Lengerichs durch die Alte Pankgrafenvereinigung aus Berlin aus Anlass des 175-jährigen Bestehens der Bürgerschützen. Es musste eine Bürgerwehr her. Da griff der damalige Bürgermeister Bruno Karner ins Rädchen. Er brachte alle 13 Schützenvereine unter einen Hut. Einige Schützenbrüder fuhren im gleichen Jahr mit zum Eisbeinessen nach Berlin. Auf der Rückfahrt hockten sich im Helmstedter Schützenhaus Friedrich Prigge, Günther Niemeyer und Günter Strothmann zusammen und schmiedeten das Eisen, das am 5. Mai 1987 zur Gründung des Lengericher Schützenbundes führte.“
Es gibt zwei wesentliche Aufgaben, die der Schützenbund erledigt. Zum ersten sind das die beiden Durchgänge der Stadtmeisterschaft im Schießen, die alljährlich durchgeführt werden. Seit einigen Jahren sind dabei die Schützenvereine Wechte und Aldrup die Dauerabonnenten auf den Titel. Erfolgreichster Einzelschütze ist derzeit Holger Mairose vom Schützenverein Wechte, der bereits elf Mal Stadtmeister wurde. Geschossen wird mit Kleinkaliber, stehend und liegend. Es gibt eine Mannschaftswertung und eine Einzelwertung.
Der zweite wichtige Punkt ist das Kaiserschießen. Dazu heißt es in der Festschrift:
„Der damalige Bürgermeister Bruno Karner war es, der 1977 aus Anlass der Feierlichkeiten „250 Jahre Stadt Lengerich“ das Kaiserschießen ins Leben rief. Seit 1989 liegt es in der Obhut des Schützenbundes. Alle drei Jahre treten die Könige der 13 Lengericher Vereine an, um den besten aus ihrer Mitte zu ermitteln. In den ersten Jahren wurde mit Kleinkaliber auf Karte geschossen. Das fand in aller Regel unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das änderte sich ab 2001. Da entschied sich der Schützenbund, ein Vogelschießen durchzuführen. Das war viel publikumswirksamer. Viele Menschen verfolgten seither an der Gempt-Halle das spannende Geschehen. Erster Schützenkaiser wurde 1977 Rudi Peters von Vortlage-Niederlengerich, erster Kaiser beim Vogelschießen Ulrich Schlamann aus Exterheide-Meesenburg. Die Vortlager sind bislang der erfolgreichste Verein. Sie stellen immerhin schon drei Kaiser. Jeweils zweimal durften Lengerich-Stadt von 1893 und Ringel jubeln. In 2010 ist erstmals das Kaiserschießen zusammen mit dem Jubelfest der Bürgerschützen durchgeführt worden.“
2013 richtete Settel das Kaiserschießen im Rahmen seines Schützenfestes aus. Erstmals holte eine Schützenschwester den Vogel von der Stange. Erste Lengericher Schützenkaiserin ist Cordula Utsch vom Schützenverein Hohne-Ost.
Ein besonderes Verhältnis pflegen die Leegebrucher Luchschützen mit den Bürgerschützen Lengerich 1810 und dem Schützenverein Settel. Einige Male sind Schützenschwestern und Schützenbrüder bei den Festen in Lengerich zugegen gewesen, umgekehrt natürlich auch.
Bis zum heutigen Tage wird der Lengericher Schützenbund von Friedrich Prigge angeführt. Der Bürgermeister ist zugleich auch Präsident des Heimatschützenbundes Tecklenburger Land, dem 96 Vereine angehören.
Detlef Dowidat
(Mitglied im Lengericher Heimatverein, Schriftführer im Schützenbund und bei den Bürgerschützen Lengerich 1810)