Vom ledernen Löscheimer zum modernen Tanklöschfahrzeug
Als Mitte des 19. Jahrhunderts die erste Berufsfeuerwache Deutschlands in Berlin eingerichtet wurde, erließ auch der Oberpräsident der Provinz Brandenburg Vorschriften für das Feuerlöschwesen auf dem platten Land. Leegebruch war zu der Zeit noch kein eigenständiger Ort, sondern Vorwerk des Remontedepots Bärenklau mit anfangs nur wenigen Bewohnern. Erst 1928 stieg Leegebruch zur Landgemeinde auf und 1930 wurde hier die Freiwillige Feuerwehr gegründet, der als Einsatzgerät ein einachsiger, hartgummibereifter Anhängewagen zur Verfügung stand. Eine Zugdeichsel mit Querstange machte die Fortbewegung durch die Kameraden möglich. Mit einer Motorspritze, Pumpenleistung 400 Liter pro Minute, konnte nun im Notfall besser gelöscht werden als zuvor noch von Hand und mit Löscheimern. Ein solcher aus Leder mit der Jahreszahl 1843 ist später im Muhrgraben gefunden worden.
Rasch ging es aufwärts, mit Leegebruch ebenso wie mit der Feuerwehr. 1938, ein Jahr vor Kriegsausbruch, wurde von der Gemeinde ein sechssitziger Personenkraftwagen als Zugfahrzeug für den vorhandenen Anhängewagen angeschafft. Der Fahrzeugbestand erhöhte sich nach und nach, das alte Spritzenhaus erhielt einen größeren Anbau. Während des Krieges gab es viel zu tun. Mit jetzt zwei Fahrzeugen hatten die Kameraden nach jedem Luftangriff sogar Einsätze in Berlin zu leisten. Einen spektakulären Zwischenfall gab es im Dezember 1941 in Leegebruch: eine Dornier Do217 hatte bei einem Übungsflug vom Heinkel-Flugplatz Oranienburg nicht die richtige Höhe erreicht und war gegen das Dach der Schule gekracht, wo sie schräg hängend zum Liegen kam. Glücklicherweise geriet sie nicht in Brand, es waren auch keine Schüler und Lehrer im Haus. Zwei Tote und ein Schwerverletzter waren zu beklagen.
Nach Kriegsende war der Bestand an einsatzfähigem Gerät gleich Null. Rührige Kameraden machten sich erfolgreich auf die Suche nach den verlorengegangenen Fahrzeugen. Die wurden in Schleswig-Holstein aufbewahrt, und mit Hilfe britischer und sowjetischer Kommandanten erfolgte die Rückführung nach Leegebruch. Der Neustart war gesichert und im September 1948 gab es ein Stiftungsfest, auf dem sich eine neue Freiwillige Feuerwehr feierlich zu den Idealen eines Feuerwehrmannes „Einer für alle, alle für einen“ bekannte.
Während der DDR-Zeit kamen über die Freie Deutsche Jugend (FDJ) und die Kleinbetriebe junge Kameradinnen und Kameraden zur Wehr. Dienst und Ausbildung wurden nicht als Belastung, sondern eher als Freizeitbeschäftigung und Teil neuen Lebensinhaltes empfunden. Leider sind Unterlagen aus jenen Jahren nicht mehr auffindbar, persönliche Erinnerungen allerdings immer wieder gefragt bei den jüngeren Leegebruchern.
Nach der politischen Wende 1989 und der begründeten Partnerschaft mit der Stadt Lengerich begann wieder ein neues Kapitel. Man musste sich an neue Strukturen und erweiterte Aufgaben gewöhnen. Dabei waren die Kontakte mit der Lengericher Wehr hilfreich und aufbauend. Rasch wurde den Leegebrucher Kameraden ein umzurüstender Rettungswagen und weiteres Material überlassen, ehe dann auch ein nicht mehr benötigtes Löschfahrzeug Baujahr 1959 mit einem 2500 Liter fassenden Wassertank den Weg ins brandenburgische antreten konnte. Damit gab es in Leegebruch nun erstmals die Möglichkeit, mit wenigen Kräften die Einsatzfähigkeit zu steigern. Das war zu jenem Zeitpunkt besonders wichtig, glücklicherweise blieb der andernorts vielfach beklagte und auch hier befürchtete Personalknick aus.
Heute blickt die Freiwillige Feuerwehr Leegebruch auf mehr als acht Jahrzehnte mit vier politisch sehr unterschiedlichen Epochen zurück. Ein neues Feuerwehrgerätehaus, vier Einsatzfahrzeuge und moderne persönliche Ausrüstungen stehen den zur Zeit insgesamt 67 Kameraden und Kameradinnen (36 Einsatzkräfte, 20 jugendlicher Nachwuchs, 11 Alters- und Ehrenmitglieder) zur Verfügung. Und die freundschaftlichen Kontakte, die sich aus der Verbindung zwischen den Wehren beider Partnergemeinden entwickelt haben, finden in den gegenseitigen Besuchen zu den jeweiligen Stiftungsfesten bis heute ihre Höhepunkte.
Waldemar Zillig
Webempfehlung
Weitere Informationen rund um die Feuerwehr Leegebruch finden Sie auf der Webseite der Feuerwehr www.feuerwehr-leegebruch.de.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!