Vor 200 Jahren gab es den ersten Poststempel in Lengerich
Wann die Postkutsche zum ersten Mal in Lengerich gehalten hat, ist nicht genau belegt. Im Jahre 1615 verkehrte zwischen Münster und Osnabrück eine taxische Botenpost, die wahrscheinlich auch in Lengerich gehalten hat. Bestimmt hat es zwischen 1645 und 1648, während der Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück nach dem Dreißigjährigen Krieg, auch in Lengerich eine Poststelle gegeben. Eine Postkutschenlinie von Brüssel – Münster – Osnabrück – Hamburg, die vermutlich auch in Lengerich die Pferde gewechselt hat, wird 1650 aufgeführt.
Im Archiv von Thurn und Taxis in Regensburg findet man Belege für eine Posthaltestelle in Lengerich für das Jahr 1720. Laut dem 1787 erschienenen Osnabrücker Stiftskalender fuhr „jeden Mittwoch früh vormittags die fahrende Post über Lengerich, Ladbergen nach Münster …“. Diese Postkutsche nahm Personen, Waren aller Art und die Post mit.
Nach Gründung des Großherzogtums Berg 1806 gehörte Lengerich zum nun sehr großen Postgebiet der sogenannten Bergischen Post und erhielt 1810 den ersten Poststempel. Dieser wurde nur etwa ein Jahr lang benutzt, denn als 1810 Napoleon auch das Lengericher Gebiet in sein Kaiserreich eingliederte, gab es von der französischen Post die Departementsstempel.
Nach Abzug der französischen Armee und damit auch der Postbeamten im Herbst 1813 übernahm die Preußische Post wieder die Postbeförderung. Die Nummern der alten Stempel der Französischen Post wurden entfernt und wieder Poststempel der Bergischen Post verwendet. Die Bedeutung Lengerichs jener Zeit zeigt eine Postübersichtskarte aus dem Jahre 1829. Folgende Postrouten berührten Lengerich: die Fahrende Wagenpost von Münster nach Osnabrück, Bielefeld und Ibbenbüren; die Reitende Post Lengerich, Münster, Osnabrück, Ibbenbüren, Versmold und auch eine Extrapost, die nach Warendorf und eine, die nach Burgsteinfurt führte.
1850 wurden in Preußen die ersten Briefmarken ausgegeben, Lengerich hatte in der Ortsliste die Nummer 826, die mit einem Stempel zur Entwertung auf die Briefmarke geschlagen wurde. Die Postagentur am Bahnhof in Lengerich wurde 1888 zum Postamt erhoben und führte den Poststempel mit dem Zusatz „Bahnhof“. Lengerich hatte nun zwei Postämter: eines in der Stadt und das andere am Bahnhof.
Die ersten Telefonleitungen bekam Lengerich im Jahre 1900. Das erste Telefonverzeichnis vom 24. Oktober 1900 umfasste 17 Anschlüsse in Lengerich. Alle Gespräche musste angemeldet werden und wurden dann von Hand verbunden. 1930 wurde in Lengerich der Ortsselbstwähldienst eingeführt und erst 1956 der Selbstwähldienst für ganz Westdeutschland. Wollte man mit einem Teilnehmer in der damaligen DDR telefonieren, musste das Gespräch zunächst angemeldet werden, und es dauerte einige Zeit, bis ein solches Gespräch dann auch zustande kam.
1943 wurde in ganz Deutschland die Gebietspostleitzahl eingeführt; das gewaltige Postaufkommen machte dies notwendig. Das Großdeutsche Reich war in 24 Gaue unterteilt, 1 war Berlin und 21 Westfalen. Die Gebietspostleitzahl, (21) für Lengerich und (1) für Leegebruch, musste vor die Ortsangabe geschrieben werden. Eine Ortspostleitzahl wurde dann 1962 eingeführt, dabei erhielt Lengerich die Zahl 454, Leegebruch die Zahl 1424. für Postsendungen aus der BRD in die damalige DDR wurde ein X gesetzt. 1995 wurden für ganz Deutschland neue Ortspostleitzahlen eingeführt. Seither trägt Lengerich die Postleitzahl 49525 und Leegebruch die Postleitzahl 16767.
Das Postamt Lengerich 2 wurde 1994 geschlossen und durch eine Postagentur ersetzt. Heute, im Jahr 2013, gibt es in Lengerich eine Postfiliale (früher Postamt) und drei Postagenturen. An die alten Zeiten erinnern nur noch Dokumente in Archiven und Sammlungen von Geschichtsinteressierten.
Friedhelm Hilge
Heimatverein Lengerich
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